Mittwoch, 5. Februar 2014

Trennungsangst - Das Problem des Alleinseins

Trennungsangst bei Hunden – Das Alleinsein als Problem


Tipps & Training wie man das Verhalten beeinflussen kann


Als Rudeltiere sind Hunde nicht gern allein. Sie müssen das Alleinsein erst lernen. Doch einige Vierbeiner leiden mehr als andere. Wie Sie Trennungsangst erkennen und richtig darauf reagieren. Plus: Schritt-für-Schritt-Anleitung


Hunde sind sehr soziale Lebewesen, die sich nicht nur eng an andere Hunde, sondern auch an ihre menschlichen Rudelmitglieder binden. Da eine Trennung von der sozialen Gruppe im Hundeleben nicht vorgesehen ist, bedeutet es immer auf eine gewisse Art und Weise Stress für einen Hund, wenn er alleine bleiben muss. Die meisten Hunde gewöhnen sich jedoch, wenn sie sanft und schrittweise darauf vorbereitet werden, gut daran, dass sie täglich eine bestimmte Zeit von ihren Besitzern getrennt verbringen müssen. Viele ängstliche Hunde haben auch nur eine latente Trennungsangst, die sich im Alltag mit einem geregelten Tagesablauf nicht zeigt. Solche Hunde können zu Hause gut alleine bleiben, aber es kann sein, dass sie Trennungsangstsymptome zeigen, wenn sie plötzlich an einem unbekannten Ort und/oder zu einer unüblichen Zeit allein gelassen werden. Eine manifeste Trennungsangst entsteht vor allem dann, wenn sich ein unsicherer Hund übermäßig stark an seinen Besitzer bindet. Ein häufiger Besitzerwechsel in der Vergangenheit erhöht das Risiko für das Entwickeln einer Trennungsangst signifikant, da der Hund schon mehrfach traumatisiert wurde. Trennungsangst ist ein großes Problem, da der Hund Panikattacken bekommt und leidet. Darüber hinaus wird durch Zerstörung oder Unsauberkeit das Besitzer-Hund- Verhältnis oft empfindlich gestört.


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Wie erkenne ich Trennungsangst beim Hund?


Oft fällt es den Besitzern nicht leicht, zwischen den Spuren eines Langeweile- Anfalls oder einer echten Trennungsangst- Attacke zu unterscheiden. Ein erstes Unterscheidungskriterium kann die Tatsache sein, dass Trennungsangst immer, also bei jedem einzelnen Alleinbleiben, auftritt und nicht nur sporadisch. Langeweile und mangelnde Auslastung können auch zu Bellen, Winseln und Zerstörung führen. In letzterem Fall werden vor allem Gegenstände wie Kissen, Schuhe oder Spielzeuge beschädigt. Bei der Trennungsangst hingegen werden eher Fluchtpunkte wie Türen, Tür- und Fensterrahmen, Böden, Kindergitter oder Zimmerkennel zerstört. Dennoch ist es wichtig, so gut wie möglich zu wissen, wie sich der Hund tatsächlich verhält, wenn er alleine ist. Ideal ist es daher, wenn Videoaufnahmen zumindest in den ersten 30 bis 60 Minuten des Alleinbleibens gemacht werden können. Diese lassen sich dann von einem Verhaltenstherapeuten diagnostisch verwerten. Nicht jeder Hund zeigt alle der genannten Symptome. Die Ausprägung ist ebenfalls individuell unterschiedlich. In seltenen Fällen kann die Panik eines Hundes mit Trennungsangst so extrem sein, dass sich der Hund bei den Versuchen, aus der Wohnung zu entkommen, schwer verletzt. Wie individuell unterschiedlich die Trennungsangst ausgeprägt sein kann, zeigt sich unter anderem auch daran, dass manche Hunde die entsprechenden Symptome nur zeigen, wenn sie völlig allein sind. Andere Hunde mit Trennungsangst benötigen dagegen die Anwesenheit einer ganz bestimmten Person, um sich entspannen zu können. Solche Hunde zeigen auch dann Angstsymptome, wenn noch ein (anderer) Mensch oder Hund anwesend ist. Wieder anderen Hunden genügt die Anwesenheit eines Hundes.


Trennungsangst – Was kann man tun?


Die Therapie einer starken Trennungsangst ist in der Regel zeitaufwendig und langwierig. Je länger die Trennungsangst schon besteht, desto länger dauert auch die Therapie, da sich das Angstverhalten durch ständig wiederholte Panikattacken immer weiter festigt. Es sollte ein spezialisierter Verhaltenstherapeut hinzugezogen werden. Dies ist vor allem dann dringend notwendig, wenn es sich um einen extremen Fall handelt, in dem sich der betroffene Hund schon verletzt hat. Folgende Therapieempfehlungen führen zusammengenommen am häufigsten zum Erfolg:


Distanztraining gegen Trennungsangst des Hundes:


Dieses ist nötig, um die übermäßige Bindung des Hundes an seinen Besitzer zu lockern, sodass er besser alleine bleiben kann. Dem Hund wird beigebracht, dass der Besitzer auch dann nicht ununterbrochen verfügbar ist, wenn er zu Hause ist. Ein Teil des Distanztrainings ist das Platztraining, bei dem der Hund lernt, auf Kommando an einem festen Platz so lange ruhig liegen zu bleiben, bis das Kommando wieder aufgehoben wird. Dafür wird ein guter, bequemer Ort ausgesucht, an dem der Hund sich wohlfühlt. Allerdings muss der Platz so gelegen sein, dass der Hund von dort aus nicht alles sehen und kontrollieren kann. Langsam wird die Zeit gesteigert, die der Hund dort verbringen muss. Zusätzlich zum Platztraining sollte der Besitzer auch im Alltag das ständige Hinterherlaufen des Hundes verhindern. Am besten geschieht dies dadurch, dass der Besitzer immer wieder einmal eine Türe hinter sich schließt, sodass der Hund nicht mitkommen kann. Falls der Hund dann winselt, muss mit dem Öffnen der Türe so lange gewartet werden, bis der Hund für ein paar Sekunden ruhig ist. Er sollte dann auch nach dem Öffnen der Türe für ein paar Minuten nicht beachtet werden. Hunde mit Trennungsangst, die bei den Besitzern im Bett schlafen, sollten schrittweise daran gewöhnt werden, allein zu schlafen. Dazu sollte der Schlafplatz zunächst direkt neben das Bett gelegt und der Hund konsequent immer auf diesen Platz geschickt werden, auch wenn er sich nachts wieder ins Bett geschlichen hat. Wenn das klappt, kann der Schlafplatz Schritt für Schritt (etwa 20 Zentimeter pro Tag) in Richtung Tür verschoben werden. Schließlich sollte der Schlafplatz schrittweise an den Ort verlegt werden, an dem der Hund tagsüber allein bleiben soll. Aufmerksamkeitsforderndes Verhalten wie beispielsweise das Anstupsen zum Streicheln sollte nach Möglichkeit im Alltag ebenfalls ignoriert werden. Streicheln und Aufmerksamkeit sollten dem Hund in gleichem Maße wie vorher zuteil werden, der Unterschied ist nur, dass es nun rein auf Initiative des Besitzers hin passiert. Der Hund sollte also, wenn er sich schließlich aufgrund des Ignorierens abgewendet hat, aktiv gerufen werden zum Streicheln oder Spielen. So lernt der Hund ebenfalls, dass er den Besitzer nicht ständig einfordern kann, auch wenn dieser anwesend ist.


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Trennungsangst: Training – Alleinbleiben & Abschied


Idealerweise wird der Hund während der langen Trennungsangsttherapie außer in den kontrollierten Trainingseinheiten nie alleine gelassen. Denn immer wenn der Hund eine Panikattacke hat, wenn er allein ist, kommt es zu einem Trainingsrückschritt. Der Hund muss wieder langsam und schrittweise mit kurzen Trainingseinheiten von anfangs maximal fünf Minuten (zwei- bis dreimal pro Tag) an das Alleinbleiben gewöhnt werden. Schritt für Schritt wird dann, wenn der Hund ruhig bleiben kann, die Zeit des Alleinbleibens gesteigert (zum Beispiel um fünf Minuten). Nur wenn der Hund bei einem Schritt für ein paar Tage ruhig war, sollte die Zeit des Alleinbleibens verlängert werden. Wenn der Hund schließlich eine Stunde allein bleiben kann, können die Zeitintervalle des Alleinbleibens ab da deutlich schneller gesteigert werden (zum Beispiel um 30 Minuten).


Der Abschied sollte immer knapp, aber betont freudig gehalten werden. Mit einer fröhlichen Miene werden dem Hund beispielsweise entsprechende Spielzeuge gegeben, und der Besitzer geht, ohne den Hund zu bemitleiden oder zu versuchen, ihn zu beruhigen. Es hat sich als weitaus effektiver erwiesen, dem Hund einen freudigen Abschied zu vermitteln, als den Hund schon lange vor dem Abschied zu ignorieren.



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Trennungsangst: Maßnahmen & Vorbeugung

Das Ziel ist es, dem Hund zu zeigen, dass auch angenehme Dinge passieren, wenn er alleine ist. Daher sollten dem Hund zum Beispiel verschiedene gefüllte Futterspielzeuge zur Verfügung gestellt werden. Die einzelnen Spielzeuge werden mit einem Teil der normalen Futterration, unterschiedlichen Futtermitteln oder auch Leckerchen befüllt, sodass der Hund sie alle einmal genau untersuchen möchte und sich mit jedem beschäftigt. Trotzdem sollten jeden Tag die Spielzeuge gewechselt werden, damit sie den Reiz nicht so schnell verlieren (Faustregel: zehn Spielzeuge, von denen immer nur fünf gleichzeitig gegeben werden). Zusätzlich sollten dem Hund auch andere wechselnde Spielsachen, die er nicht zerstört (etwa Kauseil, Quietschtier oder Ball), zur Verfügung gestellt werden. Es sollte auch ausprobiert werden, ob es dem Hund hilft, wenn Radio oder Fernseher in Abwesenheit des Besitzers laufen. Gut bewährt hat es sich auch, Tonaufnahmen von Alltagsgeräuschen (zum Beispiel vom Geschirrspülen) aufzunehmen und diese dann abzuspielen, wenn der Hund allein ist. Selbstverständlich sollte der Hund einen bequemen und ruhigen Liegeplatz zur Verfügung haben, idealerweise den Ort, an dem er auch nachts schläft.

Um dem Hund deutlicher zu vermitteln, dass er in der Zeit allein prima Spielmöglichkeiten hat, sollte der Besitzer sofort bei Rückkehr die tollen Spielsachen wegräumen, die der Hund zur Verfügung hatte. Zugleich ist es wichtig, dass es keine große Begrüßung durch den Besitzer gibt. Der Hund wird ignoriert, bis er sich beruhigt hat. Erst dann kann eine Begrüßung erfolgen. Auf diese Weise ist der Unterschied zwischen Anwesenheit und Abwesenheit des Besitzers nicht so extrem für den Hund spürbar.

Es hat sich bewährt, unterstützend grundlegende stressreduzierende Maßnahmen wie eine gute körperliche und geistige Auslastung sowie das Trainieren neuer Kommandos zu ergreifen. Darüber hinaus kann manchmal eine medikamentöse Therapie vonnöten sein, vor allem in schweren Fällen. Es werden angstlösende Psychopharmaka verwendet, die nicht sedieren. Diese Medikamente sind kein Ersatz für die oben erwähnten Maßnahmen, sondern nur eine Ergänzung. Sie werden im Bedarfsfall für eine begrenzte Zeit von spezialisierten Tierärzten verschrieben.


Eine langsame Gewöhnung des Hundes an das Alleinbleiben ist die beste Prophylaxe. Hundebesitzer sollten daher – unabhängig vom Alter des Hundes – immer dafür sorgen, dass für einige Wochen nach Erwerb des Hundes immer jemand zu Hause ist. In dieser Zeit kann dann auch ein entsprechendes Training erfolgen. Auch wenn der Hund an einem Ort allein bleiben soll, an dem er noch nie alleine war (zum Beispiel Hundesitter im Urlaub), sollte zuvor eine langsame Gewöhnung an ein Alleinbleiben an diesem Ort erfolgen.


Trennungsangst: Was man als Hundebesitzer vermeiden sollte


  • Das Strafen für verursachte Zerstörung und Ausscheidungen während des Alleinbleibens muss strikt unterlassen werden! Der Hund hatte schließlich eine Panikattacke.


  • Oft bekommen Besitzer eines Hundes mit Trennungsangst die Empfehlung, einen weiteren Hund anzuschaffen, um das Problem zu lösen. Dies ist abzulehnen, wenn nicht sowieso ein weiterer Hund angeschafft werden soll. Nur in seltenen Fällen beruhigt sich ein Hund mit manifester Trennungsangst, wenn er einen tierischen Begleiter während des Alleinseins hat.

  • Es hat sich nicht bewährt, den Hund gegenüber Auslösern wie etwa das Aufheben des Autoschlüssels oder das Anziehen des Mantels zu desensibilisieren. Die Hunde finden nämlich immer wieder neue Anhaltspunkte, die ihnen mitteilen, dass der Besitzer nun geht – und sei es nur die Körpersprache. Ein solches Training ist daher leider meist reine Zeitverschwendung und frustriert den Besitzer enorm.

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Quelle: PartnerHund, Februar 2014, Seite 22 – Dr. Barbara Schneider



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